
-NEW YORK TIMES BESTSELLER-
Dagmar Hering
"I, Robot" als Umsetzung der Robotergeschichten von Isaac Asimov
Was wurde im Film „I, Robot" aus den Robotergeschichten von Isaac Asimov übernommen? Welche Rolle spielen die Parallelen in unserer künftigen Gesellschaft?
Der Film mit Will Smith in der Hauptrolle basiert auf den Robotergeschichten von Isaac Asimov, die unter dem Titel „I, Robot“ 1950 als Buch erschienen. Obwohl eine neue Geschichte erzählt wird, sind die Parallelen zu Asimov immer wieder erkennbar. Da die Menschen in Zukunft immer mehr Roboter einsetzen werden, besitzt der Film eine große Aktualität.
Die Robotergeschichten von Isaac Asimov
Die Grundlage des Films bilden 9 Robotergeschichten von Isaac Asimov, die in den Jahren 1940 bis 1950 in verschiedenen Science-Fiction-Magazinen und später gesammelt als Buch unter dem Titel „Ich, der Robot“ (I, Robot) erschienen. In der Geschichte "Herumtreiber" (Runaround) von 1942 stellte Asimov zum ersten Mal die drei Robotergesetze vor, die die Sicherheit der Menschen gewährleisten sollen. Sie wurden zum Standard in der Science Fiction Literatur.
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Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.
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Ein Roboter muss den Befehlen der Menschen gehorchen – es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum Ersten Gesetz.
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Ein Roboter muss seine eigene Existenz beschützen, solange dieses sein Handeln nicht dem Ersten oder Zweiten Gesetz widerspricht.
Die Kurzgeschichten sind wie Kriminalgeschichten aufgebaut, in denen es um die Hintergründe geht, warum Roboter scheinbar von diesen Gesetzen abweichen. Meistens klärt Dr. Susan Calvin, die Expertin für Roboterpsychologie, die Fälle auf. Sie kann aufgrund ihrer Logik nachweisen, dass die Roboter sich an die Gesetze hielten, allerdings anders als von den Menschen geplant und erwartet.
Umsetzung der Ideen aus den Robotergeschichten von Asimov
Asimov's entscheidende Robotergesetze und das unerwartete Verhalten der Roboter, die sich aus der Einhaltung dieser Gesetze ergeben können, sind im Film „I, Robot“ die Grundlage der Handlung. Roboter besitzen kein eigenes Urteilsvermögen und halten sich strikt an die programmierten Robotergesetze. Sie retten zum Beispiel einen Menschen aus einer Gefahrensituation auch dann, wenn er gar nicht gerettet werden will und ignorieren seine anders lautenden Befehle. Das 1. Robotergesetz hat absolute Priorität. Das beschreibt Asimov in seiner ersten Robotergeschichte „Herumtreiber“ (Runaround).
Im Film wird diese Idee noch weiterentwickelt. Sind mehrere Menschen in Lebensgefahr, kann ein Roboter nicht entscheiden, wen er zuerst retten soll und hilft dem Menschen, den er zuerst erreichen kann. Detective Del Spooner (Will Smith) wird nach einem Unfall gegen seinen Willen zuerst von den Robotern gerettet und ein junges Mädchen muss deshalb sterben. Fortan begegnet er Robotern mit äußerstem Misstrauen.
Dasselbe Prinzip stand auch bei der Hauptgeschichte Pate. Der hochentwickelte Zentralrechner V.I.K.I. (Virtuelle Interaktive Kinetische Intelligenz) entscheidet für sich, dass das 1. Gesetz nicht für Individuen, sondern für die Menschheit als Ganzes gelten müsse und nimmt unter diesem Blickwinkel auch den Tod einzelner Menschen in Kauf, um die gesamte Menschheit zu schützen. Eine völlig logische Schlussfolgerung, die aber für die Menschen fatale Folgen hätte.
Weitere Verbinungen von "I, Robot" mit Asimovs Geschichten
Der Charakter der Roboterexpertin Dr. Susan Calvin wird in "I, Robot" sehr hübsch und emotional dargestellt. Asimov beschreibt seine Figur dagegen eher verhärmt, nahezu emotionslos und mit kristallklarer Logik ausgestattet. Dr. Calvin wirkt in seinen Kurzgeschichten auf andere Menschen selbst wie ein Roboter.
Die Szene, in der sich Roboter Sonny unter Hunderten gleichartiger Roboter versteckt und Dr. Susan Calvin alle Roboter befragen will, wurde der Kurzgeschichte „Kleiner verlorener Robot“ (Little lost robot) entnommen. Im Film wird sie jedoch in einem völlig anderen Kontext gezeigt, versteckt sich doch hier der gute Sonny und nicht ein Roboter mit Fehlfunktion.
Auch der Firmenname „U.S. Robotics“ stammt aus den Robotergeschichten von Asimov. Dr. Susan Calvin ist dort als Roboterpsychologin angestellt. Der Chefentwickler von U.S. Robotics, Dr. Alfred Lanning, der durch seinen Tod die Machtübernahme von V.I.K.I. verhindern will, kommt bei Asimov in den Erzählungen „Lügner!“ (Liar!) und „Schlagender Beweis“ (Evidence) vor. In ihnen ist er bereits Direktor der Firma. Es gibt auch eine reale Firma „U.S. Robotics“, die ihren Namen ebenfalls von Asimov übernahm.
„I, Robot“ und die Moral von der Geschichte
Dass zunächst niemand den Machtkampf des Zentralcomputers V.I.K.I. erkennt, ist typisch für die menschliche Denkweise. Ein Roboter mit menschlichem Habitus, der sich fortbewegen kann und übermenschliche Kräfte besitzt, erscheint gefährlicher als ein stationärer Computer. Er wird gar nicht als Feind wahrgenommen. So wie im Film "I, Robot". Die Rolle des Zentralrechners wird erst ganz zum Schluss aufgedeckt, nachdem zunächst der Roboter Sonny und dann der Direktor von U.S. Robotics in Verdacht standen.
Natürlich sind die logischen Konflikte, die die Roboter in Isaac Asimov's Kurzgeschichten durch das strikte Einhalten der Robotergesetze erfahren, in einem einzigen Film nicht zu vermitteln. Insgesamt führt „I, Robot“ jedoch gut in die Problematik des Zusammenlebens von Menschen mit Robotern ein und zeigt die Folgen, die sich durch eine unzureichende Programmierung ergeben können. Eines wird im Film ganz deutlich: Asimov's Robotergesetze reichen nicht aus.
Ein hochaktuelles Thema angesichts der Tatsache, dass schon heute viele Roboter in Fabriken eingesetzt werden. Und für die Zukunft wird eine wie im Film dargestellte Gesellschaft immer wahrscheinlicher.
Eine Auseinandersetzung mit dieser Problematik kann nicht früh genug beginnen. Und wenn das Ganze in eine spannende, actionreiche Geschichte gepackt wird, nimmt das Publikum die Lehre leichter an, auch wenn den meisten Zuschauern die Brisanz des Themas gar nicht bewusst ist.
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Originaltitel: I, Robot
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Produktionsland: USA, Deutschland
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Produktion: John Davis
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Regie: Alex Proyas
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Erscheinungsjahr: 2004
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Filmlänge: 115 Minuten
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Altersfreigabe: FSK 12
Quelle: Meine Freunde, die Roboter (enthält auch die Geschichten von "Ich, der Robot"), Heyne Verlag, 1997, ISBN 3-453-12766-8
